Rückenschmerzen Lendenwirbelsäule – Ursachen
Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule (LWS) – Video zu den Ursachen
Die Ursachen für Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule sind sehr vielfältig und individuell unterschiedlich. Auf dieser Seite findest du die häufigsten Faktoren, die zu deinen Rückenschmerzen beitragen. Dabei habe ich sowohl die Wissenschaft, als auch meine klinische Erfahrung miteinander verbunden. In diesem Video erkläre ich dir die Ursachen für deine Rückenschmerzen ausführlich. Alternativ kannst du auch alles in Textform weiter unten nachlesen.
Rückenschmerzen – Warum ein Bandscheibenvorfall nicht unbedingt dein Problem ist
Du kennst das vielleicht: du gehst mit deinen Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule zum Arzt. Dieser macht ein MRT deiner Wirbelsäule und es stellt sich heraus: du hast einen Bandscheibenvorfall! Bei den meisten Menschen befindet der sich zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel (L4/L5) oder zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein (L5/S1). Du bist geschockt und denkst jetzt vielleicht: „Ich werde ab jetzt für immer mit dem Rücken Probleme haben“ Du fürchtest dich vielleicht davor, dass du ab jetzt manche Dinge in deinem Leben nicht mehr oder nur eingeschränkt machen kannst. Und vielleicht sagt der Arzt sogar, dass du ab jetzt immer auf deinen Rücken als „Schwachstelle“ aufpassen musst.
Aus meiner Sicht ist das absoluter Unsinn. Ich erzähle dir auch warum. Es muss keinen direkten Zusammenhang zwischen einem Bandscheibenvorfall im MRT und Rückenschmerzen geben. Was heißt das? Du kannst einen Bandscheibenvorfall haben und trotzdem völlig schmerzfrei sein! Das wurde in einigen großen Studien nachgewiesen [1, 3]. Dementsprechend kann es auch sein, dass dein Bandscheibenvorfall deine Schmerzen gar nicht auslöst. Und es ist absolut wahrscheinlich, dass (wenn der Bandscheibenvorfall an deinen Schmerzen Schuld ist) du wieder völlig schmerzfrei werden kannst. Also ist die „Diagnose Bandscheibenvorfall“ bei Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule in der Regel nicht so schlimm, wie du vielleicht auf den ersten Blick denkst.
Natürlich gibt es die besonders schweren Fälle, bei denen der Bandscheibenvorfall massiv ist und starke Einschränkungen mit Lähmungen und Taubheitsgefühlen macht – von den Fällen rede ich hier nicht, da ist der Bandscheibenvorfall an sich tatsächlich etwas, das mehr Beachtung braucht.
Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Ausführungen dazu die Angst vor deinen Rückenschmerzen nehmen. Denn in der Regel kannst du völlig schmerzfrei werden, deine Chancen dazu stehen sehr gut!
Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule – woher kommt der Schmerz?
Es gibt sehr viele Strukturen, die in deinem Rücken für Schmerzen sorgen können. Das sind unter anderem:
- Die Muskulatur
- Die Nerven
- Die Bänder
- Die Gelenke
- Die Bandscheibe
Und das sind nicht mal alle. Die aus meiner Sicht wichtigere Frage ist allerdings:
Ist es wichtig zu wissen, welche Struktur die Rückenschmerzen macht?
Meine therapeutische Erfahrung und auch die Literatur sagt: nein [3]. Denn es ist eigentlich egal, ob die Bandscheibe oder die Muskulatur den Schmerz auslöst. Es ist viel wichtiger, WARUM sie so reagiert. Denn Schmerz ist immer eine Reaktion auf einen unangenehmen Reiz. Das heißt die Struktur (Bandscheibe, Rückenmuskulatur, etc.) bekommt zu viel oder die falsche Belastung und reagiert mit Schmerzen, um dich darauf aufmerksam zu machen.
Also: das wichtige ist herauszufinden, welche Ursache hinter dem Reiz steckt!
Dein Alltag löst deine Rückenschmerzen aus!
Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule sind in der Regel die Folge von Ungleichgewichten in deiner Bewegung (sog. Dysbalancen). Dabei bestimmt dein Alltag, also dein Job, deine Hobbies, ob, wie viel und welchen Sport du machst, was die Ursache für deine Schmerzen ist.
Und da wir uns alle sehr voneinander unterscheiden was die alltägliche Belastung angeht, sind die Ursachen für Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule auch nicht bei jedem Menschen die gleichen. Aber es lassen sich bestimmte Auffälligkeiten finden, die meistens für den Rückenschmerz verantwortlich sind. Dabei macht aus meiner Sicht die folgende Einteilung Sinn:
Überbelastung versus Fehlbelastung
Generell ist es meistens so, dass entweder eine Überbelastung oder eine Fehlbelastung vorliegt, die dann deine Rückenschmerzen auslöst.
Überbelastung meint, dass du etwas tust, was weit über deinem eigentlichen Leistungsniveau liegt und was dann zu Schmerzen führt. Ein Beispiel: du bist zuvor noch nie gejoggt und fängst jetzt hochmotiviert an, jeden Tag eine Stunde laufen zu gehen. Das ist dein Körper aber gar nicht gewöhnt, es kommt zu Schmerzen.
Eine Fehlbelastung kommt dadurch zustande, dass du dir (aus den verschiedensten Gründen) ein ungünstiges Bewegungsmuster angeeignet hast. Dadurch belastest du z.B. die Rückenmuskeln mehr, diese reagieren dann mit Schmerzen. Das kann zum Beispiel durch muskuläre Verkürzungen oder Muskelschwäche ausgelöst werden. Und die Kategorie „ungünstiges Bewegungsmuster“ ist die, wo die meisten Menschen ihre Ursache für Rückenschmerzen finden, also wahrscheinlich auch du.
Ein ungünstiges Bewegungsmuster, was dann zu Rückenschmerzen führt, wird meistens durch eine der folgenden Kategorien ausgelöst:
- Eingeschränkte Beweglichkeit
- mangelnde Kraft
- mangelnde Koordination/Stabilisation
Und auf diese Kategorien möchte ich jetzt genauer eingehen.
Rückenschmerzen aufgrund von Bewegungseinschränkungen / eingeschränkte Beweglichkeit
Wenn du zum Beispiel viel sitzt, dann kann das dazu führen, dass deine Hüftstreckung eingeschränkt ist. Das kann zum einen durch eine Einschränkung des Hüftgelenkes selbst zustande kommen oder (häufiger) durch eine Verkürzung der Hüftbeugemuskulatur. An sich ist das kein Problem. Das kann allerdings dazu führen, dass deine Haltung und auch dein Gangbild sich verändert. Und das wiederum kann dann schon zu Rückenschmerzen führen.
In Bezug auf deine Haltung kann es dazu führen, dass du entweder:
- vermehrt in eine Hohlkreuz gehst
- oder deinen Oberkörper nach vorn verlagerst
Beides kann den Rücken vermehrt beanspruchen und zu Schmerzen führen. Aber Vorsicht! Es ist ein Irrglaube, dass ein „Hohlkreuz“ alleine für deinen Rückenschmerz verantwortlich ist. Dem ist nicht so, konnten einige Studien zeigen [2, 4]. Natürlich kann es sein, dass du ein „Hohlkreuz“ hast und gleichzeitig Rückenschmerzen. Das heißt aber nicht, dass das die Ursache ist. Und die meisten Menschen, die mich darauf ansprechen und sagen, dass sie ein Hohlkreuz haben, haben gar keins. Denn es ist ganz normal, dass die Wirbelsäule diese Form hat (nennt man Lordose). Wenn der untere Rücken ganz flach ist, ist das eher schlecht. Also nicht die ganze Zeit den Bauch einziehen und das Becken verzweifelt nach hinten kippen! Das ist definitiv nicht gut für den Rücken! Aber genug des Exkurses, wieder zurück zum Thema. 😉
In Bezug auf deinen Gang kann eine eingeschränkte Hüftstreckung dazu führen, dass du:
- dein Becken bei jedem Schritt vermehrt nach vorne kippst (Kippbelastung)
- dein Becken bei jedem Schritt vermehrt drehst (Rotationsbelastung)
- du deutlich kleinere Schritte machst
- du deine Knie vermehrt belastest (anderes Thema…)
Du siehst also: So etwas einfaches wie eine eingeschränkte Beweglichkeit deiner Hüfte in Streckung hat eine riesige Auswirkung auf deinen Alltag! Du stehst und gehst plötzlich anders! Wundert es dich da, dass das Schmerzen in deinem Rücken machen kann? Mich nicht!
Was kannst du nun mit deinen Rückenschmerzen noch tun?
Was kannst du nun weiter tun? In der Übersicht sind alle Aspekte der Rückenschmerzen dargestellt. Im nächsten Schritt kannst du nun entweder
- die Ursachen deiner Rückenschmerzen heraus finden
- deine Rückenschmerzen reduzieren
- deine Beweglichkeit verbessern
- dich selbst auf deine Rückenschmerzen testen
- Übungen im einbeinigen Stand durchführen
- oder dich darüber informieren warum Dehnen nicht immer hilft
- zurück zur Übersicht Rückenschmerzen gehen
- oder mit mir in Kontakt treten und eine Nachricht mit deinen Fragen schreiben
Literatur Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule
- S. D. Boden, D. O. Davis, T. S. Dina, N. J. Patronas, und S. W. Wiesel, „Abnormal magnetic-resonance scans of the lumbar spine in asymptomatic subjects. A prospective investigation“, J Bone Joint Surg Am, Bd. 72, Nr. 3, S. 403–408, März 1990.
- M. R. Nourbakhsh und A. M. Arab, „Relationship Between Mechanical Factors and Incidence of Low Back Pain“, Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy, Bd. 32, Nr. 9, S. 447–460, Sep. 2002, doi: 10.2519/jospt.2002.32.9.447
- A. Delitto u. a., „Low Back Pain: Clinical Practice Guidelines Linked to the International Classification of Functioning, Disability, and Health from the Orthopaedic Section of the American Physical Therapy Association“, Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy, Bd. 42, Nr. 4, S. A1–A57, Apr. 2012, doi: 10.2519/jospt.2012.42.4.A1
- R. A. Laird, J. Gilbert, P. Kent, und J. L. Keating, „Comparing lumbo-pelvic kinematics in people with and without back pain: a systematic review and meta-analysis“, BMC Musculoskeletal Disorders, Bd. 15, Nr. 1, Dez. 2014, doi: 10.1186/1471-2474-15-229